Die „historischen Badeanlagen“ in Bad Rehburg

 

Mit der Proclama des hannoverschen Königs Georg II vom 28. November 1752 begann eine stürmische Entwicklung des einstigen Wildbades „Rehburger Brunnen“ zu einem staatlichen Kurort.

In relativ kurzer Zeit entwickelte sich die Infrastruktur des Ortes und es fanden sich schnell Investoren, die in diesem Ort einen „schnellen Verdienst“ erwarteten und

die notwendigen Beherbungsbetriebe errichteten.

Zur Realisierung der Proclama wurden als Sofortmaßnahmen festgelegt, ein Brunnen-, ein Bade- und ein Gästehaus sowie eine Brunnenmeisterwohnung und eine bedeckte Galerie zu erstellen.

Der  Ausbau des „Rehburger Brunnens“ ging zügig voran. Heilsuchende, Kurende waren in ausreichender Zahl gekommen. Ebenso kamen Badeärzte, Pflege- und Hiulfspersonal, Apotheke sowie Hotels und Logierbetriebe.

1799 erhielt der Rehburger Brunnen die kommunale Selbständigkeit und wurde „Bad Rehburg“.

Die Zuständigkeit für den „Bade-/Kurbetrieb“ lag in den Händen einer eigenen staatlichen Badeverwaltung, die auch bis zur Auflösung des Staatsbadstatus 1953 auch so erhalten blieb.

 

Bereits 1753 kann das „alte Badehaus“ benutzt werden. Vier Bäder „nebst Kabinetten“ enthielt es im Erdgeschoss,  im Obergeschoss waren Logierräume.

1776 erfuhr das „altes Badehaus“ in seinem Innenteil bereits eine erste Erweiterung um mehrere Bäder. Gleichzeitig wurde an seiner Südseite ein „kleines Badehaus für Hausleute und Arme“ errichtet. Diese Gebäude bestehen heute nicht mehr.

 

1779 wurde der erste Bauabschnitt des „neuen Badehauses“ begonnen, das 1786 fertiggestellt ist. Im Erdgeschoss lagen die Baderäume, im Obergeschoss die herrschaftlichen Aufenthaltsräume

 

Mit diesem Ensemble war die in der Proclama angekündigte Grundausstattung des  alten Bades vollendet.

 

Was danach im 19. Jahrhundert noch folgte, waren bauliche Verbesserungen, die dem gesellschaftlichen Leben des Bades und seinen neuen Heilanzeigen zugute kamen.

 

Mit dem Versiegen der Quelle wurden Molkekuren in Bad Rehburg durchgeführt.

1841 entstand dadurch die Säulenhalle mit dem westlich daran anschließenden Trinksaal für Molke, der 1885 noch einmal einen Anbau nach Westen erhielt.

 

Der Weg zur „Romantik Bad Rehburg“

Nach  Fertigstellung des Neuen Badehauses im Jahre 1786 und der Wandelhalle im Jahre 1841  begann ein nicht gerade ruhmreicher Weg dieser Gebäude bis zur Sanierung

im Jahr 2000.

Nachdem Bad Rehburg 1954 die Eigenschaft eines staatlich anerkannten Kurortes  verloren hatte, wurden auch die Badehäuser und die Wandelhalle für ihre ursprünglichen Zwecke entbehrlich. So wurden die ehemaligen Kuranlagen 1954 vom Altenheim Borstel erworben und auch als Altenheim genutzt. Nach Aufgabe dieser Nutzung  begannen 1974 die Versuche privater Investoren für  die historische Anlage  Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Leider ohne Erfolg.

 

 Auch die Bemühungen des Ortsrates Bad Rehburg und einer zwischenzeitlich gegründeten Bürgerinitiative vermochten den Verfall der Anlagen nicht aufzuhalten.

Zuletzt hatte eine Objektgesellschaft „IDB Königliche Badeanlagen Bad Rehburg“ versucht, ein neues Nutzungskonzept für die Gebäude zu entwickeln. Wieder einmal ohne Erfolg.

Dabei kristallisierte sich heraus, dass  eine Rettung der ehemaligen Kuranlagen ohne finanzielles Engagement der Stadt Rehburg-Loccum nicht möglich war. Damit war eingetreten, was die Stadt stets vermeiden wollte, nämlich sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob es sich lohnt die verfallenen Badeanlagen zu erhalten, wie die Sanierungskosten zu finanzieren und ob die Folgekosten tragbar sind und nicht zuletzt welche Nutzung in Betracht kommen könnte.

 

Mit der zeitgleich erfolgten Aufnahme des Ortsteile Bad Rehburg in das Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ schien Ende der 1990er Jahre zumindest ein Baustein für die Finanzierung der Sanierungskosten gegeben – aber eben nur ein Grundstein. Es bedurfte erheblicher Anstrengungen um die Gesamtfinanzierung zu sichern. Dazu beigetragen haben die Zuwendungen des Landkreise Nienburg, der Denkmalpflege, des damaligen Amtes für Agrarstruktur und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

 

Aber nicht nur Geldzuwendungen waren erforderlich, sondern auch erhebliche Überzeugungsarbeit war zu leisten um letztendlich einen Beschluss zur Sanierung der

Historischen Badeanlagen zu erreichen.

Nach intensiven Beratungen auf allen Ebenen politischer Entscheidungsfindung wurde im Ergebnis festgestellt:

-          dass mit dem Abriss der Kuranlage dem Ortsteil Bad Rehburg jede Entwicklungschance genommen würde,

-          dass die ehemalige Kuranlage das Gesicht dieses Ortsteiles ebenso prägt, wie z.B. das Kloster den Ortsteil Loccum

-          dass Kultur und Tourismus Entwicklungspotentiale der Stadt Rehburg-Loccum bilden und die Kuranlage unverzichtbarer Teil ist

-          dass mit einem regionalen Kulturzentrum in den ehemaligen Kuranlagen ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt in der Region geschaffen würde und

-          dass es letztlich unverantwortlich wäre eines der wenigen Kurbadensembles aus der Zeit der Romantik einfach abreißen zu lassen.

 

Unter Berücksichtigung dieser Argumente aber auch mit Hinweis auf die erheblichen finanziellen Belastungen die die Stadt allein zu tragen hätte, wurde dann im Herbst 2000 der Ratsbeschluss zur Sanierung der ehemaligen Kuranlagen gefasst.

„Die Kuranlegen liegen  wie ein Herz in der Mitte des Ortes. Und solange das Herz schlägt, lebt das Gemeinwesen“ schrieb damals die Tageszeitung „DIE HARKE“.

 

Mit den Sanierungsarbeiten wurde im Herbst 2001 begonnen und  Ende März 2003 erfolgte die Eröffnung der „Romantik Bad Rehburg“.

 

Im Neuen Badehaus präsentiert sich seit dem die Dauerausstellung „Kur- und Badeleben in der Zeit der Romantik“. Besucher erleben hier die Höhen und Tiefen des Badelebens und die Blütezeit des Kurortes Bad Rehburg.  Diese Dauerausstellung wird jeweils durch wechselnde Ausstellungen im Obergeschoss des Hauses ergänzt. In den Räumen der Wandelhalle finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt, die von zahlreichen Gästen aus der Region besucht werden Damit haben sich die ehemaligen Kuranlagen in Bad Rehburg zu einem kleinen kulturellen Zentrum in der Region entwickeln können.

Ein attraktives Gastronomieangebot im angeschlossenen Restaurant „carpe diem“ rundet das Angebot dieses Kulturzentrums ab.

 Bereits mit Abschluss der Sanierung im Jahre 2003 wurde deutlich, dass die gesteckten Ziele der Entwicklung eines regionalen Kulturzentrums umfangreiche Unterstützung erfordern, so dass sich sehr schnell eine Förderverein gründete -  der Förderverein „Historische Badeanlagen Bad Rehburg“ e.V.  Der Förderverein unterstützt die Arbeit der Romantik durch finanzielle aber auch praktische Leistungen und ergänzt das kulturelle Angebot durch eigene Veranstaltungen.